Der Himmel über dem Ruppiner Land hing so tief wie über der französischen Atlantikküste. Jeden Augenblick musste es anfangen, zu regnen. Auf dem Bahnhof streunten ein paar Raucher rasch zu dem Unterstand, der die Glut ihrer Zigaretten schützen würde. Die Nichtraucher wünschten sie stumm zum Teufel.
Wenn man eine Reise antritt, sei sie auch noch so gering, gibt es immer irgendwelche Hindernisse – immer.
Zwei Afrikanerinnen unterhielten sich im Regen lebhaft. Dem Anschein nach über etwas in einer Einkaufstüte unter einem dösenden Kind in einem alten, vierrädrigen Kinderwagen.
Dann fuhr der Regionalzug ein. Die Raucher traten ihre Kippen auf dem Boden aus. Die Nichtraucher drängten als erste zur Zugtür. Das warnende Geräusch der Waggontüren zerteilte die feuchte, abgekühlte Luft.
Leonid stand ganz hinten in der unordentlichen Schlange als er den Verlust seines Bratschenkoffers bemerkte. Schon war es soweit, dass er den Zug besteigen sollte, der, wenn nicht dazwischen kam, im Zweistundentakt die große Stadt erreichen konnte.
Leonid entschied sich irgendwie. Er brauchte mehr Zeit, als der Fahrplan und die eiligen Mitreisenden ihm gönnen würden, um zu seiner eigenen Entscheidung zu kommen. Also fuhr er nicht mit. Dadurch entging er einem mehrstündigen Zwangsaufenthalt auf freier Strecke.
Völlig durchnässt und mit wiedergefundener Bratsche bemerkte Leonid an der Wohnungstür die bekannten Symptome eine Erkältung. Das diese länger andauern sollte, konnte seine geglückte Ankunft im Augenblick nicht trüben.