Matrosen singen es zur Stund’

für Werner Es wiegt mich bodenlose Schwermut nach unfassbarem Grund. Grad zwing’ ich das Ruder, zu wenden mein Segel. Das nur der Sturmwind dort oben im Dunkel, mein Schiff nicht zum Abgrund lenke. Vor dem, du tröstendes Erbarmen, zermalme die strauchelnde Nuss ein klingelndes Eisgebirge. Da frostklirrend ich lebte in kochendem Leibe! Mein heißer Atem, lebendiger Nebel, aus tieferer als weiterlesen…

Verwienern wie Peter Alexander

für den Herrn Asel oder etwa alles design? eine manisch depressive Jagdgesellschaft- oder auf den trümmern trümmer auftürmen und sich abgefunden haben. weil, ob alter oder neuer bau macht keinen unterschied- wird alles landschaft. ist die real existierende nofuturgesellschaft nicht abgelöst durch neuestes individuelles selbstbewußtsein, sondern einzeln unter turmgeläute im krach alter hoffnungen inflationär besinnlich— verstummt? der absolute kassenschlager. immer weiterlesen…

Nur ein Bohnenbeet, sonst kracht’s

Ich will mir am Südhang ein Beet mit Bohnen anlegen. Ich weiß, das Unkraut kommt schnell zwischen die Saat. Trotzdem gehe ich morgen hin und grabe den ganzen Tag. Sobald der Mond scheint, kehre ich in die Strohhütte zurück. Ich habe nicht gegraben, um mir Besitz zu verschaffen, Den ich nicht unabdingbar zum täglichen Leben brauche. Die Schippe über der weiterlesen…

Meine Stachelbeere

für Clemens Der Winter, der neuerlich wieder grimmig gewesen Und lang, sehr lang, bis in den März hinein dauerte, Hat meinem kleinen bescheidenen Stachelbeerstrauch, Von dem ich im letzten Herbst vier Früchte erntete, Trotz all seiner rauhen Fröste nichts anhaben können. Mich haben der Winter und ähnliche Dinge Verhöhnt und beträchtlich zu Boden gebracht. Da hab‘ ich auf das nicht weiterlesen…

Ach, wissen sie –

für Jandl (obwohl das Blödsinn ist) Da bemüht sich jemand, wer auch immer er sei. Niemals ist er identisch mit einem anderen jemand, der sich ebenfalls bemüht – man will seine Entscheidungen auf ein verlässliches Prinzip bauen. Man trifft eine Entscheidung „a priori“ und baut danach sein System. Es hat mehrere oder gar keine Berührungspunkte. Mit anderen. Aber man setzt weiterlesen…

Glück

für Simone und Voltaire Bedlam Törichte Ersinnen Ketten Für Toren Ein Irrenhaus Die Welt Wer ist töricht? Der Anspruch auf Glück postuliert? Der meint, erst muss ich glücklich werden? Der „Fressen und Gefressenwerden“ Zu den Gestaltungsprinzipien zählt? Der abzumildern gedenkt, Durch Verfassung und Gesetze? Durch Religion? Der Nimmersatt, der ängstlich frisst, Damit er nicht gefressen werde? Wer ist töricht? Der weiterlesen…

Können sie mit Fischbesteck essen?

Joachim ist mager und vermeint, die ihn anschauen, möchten sich gern schnell wieder umdrehen, als ob sie fürchteten, Joachim neige zur Epilepsie. Joachim verliert die Nerven bei der nächstbesten Gelegenheit. Gerade setzt er sich in Regensburg an einen Tisch im traditionsreichen Café Rösch, gleich gegenüber dem Hertie- Kaufhaus im Sechzigerjahrestil. Sofort fängt er an zu sinnieren, das macht ihn meistens weiterlesen…

Graumanns Kellererinnerungen

Ich werde die Nacht abwarten, wenn alles schläft und Abermillionen Geschichten durch die Luft geistern. Krähenträume, Maßlosigkeiten, enorme Korrekturen schwerwiegender unbedeutender Lebensläufe, die wahren Leben und die Leben der Toten, die noch in den Köpfen funken und ihr Recht wollen. Der Schlaf gibt allen Recht. Und die Träume verschaffen sich Einlass, als würde die Operndiva in einem erstklassigen aber überfüllten Restaurant um einen Platz bitten, an dem man sie ungestört ihre Malzeit einnehmen lässt. Man würde sie in der Mitte des Raumes platzieren und einen Paravent um sie herum aufbauen. Damit die zudringliche Masse sich die Speisenfolge der Diva nicht zusammenreimen kann, würde alles, was aufzutragen ist, in verschiedengroßen zierlich schwarz lackierten japanischen Schachteln transportiert. weiterlesen…

Graumanns Tagebucheintrag März 1999

Vor Beginn des Nato-Krieges – Im Westen nichts Neues Das junge Jahr aber wird nicht gut anfangen. Stündlich warte ich darauf, dass ich die Meldung vom Beginn des Krieges vorlesen muss. Einem Krieg, der mittelfristig noch mehr Krieg, Leid, Terror und Tod zur Folge haben wird, als wir wider alle eigene Erfahrung nicht klug gewordenen Deutschen, uns das jetzt überhaupt weiterlesen…

Die echte Alternative zur Beamtenstippe

Ich weiß noch, wie Mutti sagte: „Aber warum denn essen gehen, das kostet doch nur unnötig Geld.“ Nein, eigentlich sagte sie nicht „warum“, sondern „wozu“, in der Art der Kleinstädterin, deren Mutter noch eine havelländische Landpomeranze war. Mark Brandenburg, Streusandkammer. – Ihr kennt doch bestimmt solche kulinarischen Höhepunkte der Streusandküche wie Beamtenstippe: da ist immerhin Fleisch drin, und dann macht weiterlesen…

Kohl und Knacker und Kowalski

Um Ihnen einen kurzen, wirklich sehr unvollständigen  Eindruck davon zu vermitteln, worin sich diese Reminiszenz ergehen könnte, wird es am besten sein, Ihnen meine Nehringstraße so knapp und so präzise wie möglich zu schildern, zu dem Zeitpunkt, als ich, Jahrgang 1958, in der Nehring-Grundschule mein erstes Schuljahr durchlitt. Ich weiß, dass mir das nicht gelingen wird, denn, wie man mir weiterlesen…

Diederich Heßlings außereheliche Enkel (1)

Gebet des Urenkels Rigido Mieserverliererbitsch Mackerwesterwilli Demütigt mich, demütigt mich, los, strenger! Ich sage euch dann auch geeh-her-her-ne die Prawda [Правда], Euch Haydnpack. Schlagt mich, schlagt mich noch doller! Ich möcht‘ gern der Ordoliberame-messias, Euer neoliberaler Eiapopaia-Heiland sein. Kreuziget mich, kreuzigt mich,  schneller, ach schneller! Ich bin doch kein Müllermannwilli, ehrlisch, echt. Demütigt, schlagt, kreuzigt doch wählt mich mä-hä-hä-här… Ich weiterlesen…

Traum-Splitter 3

1. Ich kaufe eine geräucherte Makrele beim Ragacki. Die Verkäuferin wickelt sie in ein Stück Zeitungspapier und flüstert: „Hier, stecken sie ein und verschwinden sie, schnell raus.“ Ich frage: „Haben sie nicht mehr dieses schöne alte Butterbrotpapier und die Plastiktüten mit dem Rogacki-Fisch drauf?“ Zuhause packe ich die Räuchermakrele aus. Es ist aber eine kleine Beretta und ich habe immer  weiterlesen…

Traum-Splitter 2

1. Explosionskatapult in den tiefblauen  Himmel aus dem alten Leben. Grün schillernde Fliegen. Sumpf, Feier für Reiche und falsche Leute, Entscheidung –  Schwimmen in Klamotten, dann Waten wie der Reiher.  Köpfchen senken. Endlich an Land. 2. Rutschen die Kohlehalde hinunter, am Bergsteigerseil Hinab-Klettern an der Wohnpagode der Fremden, in der sich auf neun niedrigen, in einander verschachtelten Stockwerken ein Freudenhaus weiterlesen…

Traum-Splitter 1

„In dem Kinderwagen der Firma Naether/Zeitz aus den 20gern sind vermutlch sieben Söhne von drei Müttern spazieren gefahren worden.“  Ei, wie putzig, ach wie niedlich, mach schön dein Bäuerchen. Sie grinsten breit, wurden gefüttert,verhätschelt, gewickelt usw. „Sechs von Ihnen starben den Heldentod fürs Vaterland.,“ erklärte der Geschäftsführer der <Stiftung Kriegerdenkmal> dem Presseoffizier der Bundeswehr, der zuvor drei Jahre Afghanistan absolviert weiterlesen…

Graumanns Gespür für Feuer

Belgrad liegt auf der anderen Straßenseite „Hergottle“, rutschte es dem in Böblingen aufgewachsenen stattlichen Mann heraus. Er maß einsdreiundachtzig, war sportlich und schlank. Doch das konnte man nicht genau entscheiden, wenn man ihn so sah, wie er eingepackt in die Einzelteile seiner farblich schlecht abgestimmten Winterfunktionskleidung, einen Berliner Gehsteig vom Schnee befreite. Sein Haar war voll, und an einigen Stelle weiterlesen…

Der Sendermann

Ein Text für die Berliner Band Populäre Mechanik Monochrom und Volksfoto aber nicht x nicht x tausendmal sondern oh oh ohriginale Kunst T T T T (Kaufhausansage) 72, 75 bitte. Wir werden mit Sendern gefoltert BND und CIA sind dabei. Komplett aus der Welt – aus eurer vielleicht! (Chor gesungen) Es ist peinlich, es ist peinlich, peinlich peinlich, ein Verrückter! weiterlesen…

Graumanns Interview

AQ!: Herr G., Sie haben einmal geschrieben:“Ich bin viele, einer gräbt immer das Kriegsbeil aus.“ Waren sie schon mal grundlos unmotiviert? Graumann: Nein, an sich nicht. Aber es fällt mir schwer, anzufangen, und nach einer Weile sehne ich mich regelmäßig danach, rasch zum Schluss zu finden – vielmehr: mir ist schon klar, wie es weitergeht und enden muss, und das weiterlesen…

In The City

Für Ralph Dahinten irgendwo liegt die Stadt In künstliches Licht getaucht, schnaufend. Tausende und abertausende ungelebte Träume Schneiden ihre schlechte Luft entzwei. Und das Geräusch, das die Betriebsamen nähren, Verhallt nicht bei Tag, nicht bei Nacht. Ein Lichtermeer, eine Flut von Geräuschen – Die Stadt frisst sie wie der Varan. Schon lebloses Fleisch zuckt im Takt Um ein Ziel mit weiterlesen…

Chemo 2000

Wäre es also möglich auf dem Umweg über die Naturwissenschaften, genauer, über deren letztliche Erkenntnis, dass sie nur noch zu philosophieren haben, wo sie zur Erkenntnis gelangten, wäre es also durch sie möglich, zu jener ruhigen, ausgeglichenen, ruhenden Geborgenheit zurückzufinden, die wir  seit der Abschaffung der Heilsreligionen als Grundlage für unser Weltbild so schmerzlich vermissen? Aber was heißt da – weiterlesen…