Die Sonne stand schon weit im Westen. Das kleine Taglöhnerhaus war trocken und kühl. Die Einrichtung bestand in einer Ansammlung von Gebrauchsgegenständen, die Graumann im Dorf zusammen gebettelt oder billig erstanden hatte. Die Küchenutensilien waren etwas ausgesuchter. Er hatte sie noch für seine alte Wohnung in der Stadt erstanden.
Es gab Strom, fließendes Wasser und zwei Kachelöfen in den Zimmern, die bevor es Herbst werden würde, noch zu reinigen oder zu reparieren waren. Unkräuter des Frühlings in alten Marmeladengläsern Wasser saufend, zierten das Arrangement der Wohnküche. Auf dem großen Tisch vor der Küchenmaschine standen zwei frühe Disteln. Bei den Leuten im Dorf sahen die Stuben anders aus.
Aber bis dort hin, in die Hauptstraße mit dem Supermarkt, brauchte einer zu Fuß fast 20 Minuten. Brombeergestrüpp und Hagebuttenhecken, grenzten den ungenutzten Garten von umliegenden kleineren Feldern und einer schmalen Brache ab. Es gab alte Kastanienbäume, Birken und verschiedene Obstbäume um das Haus herum. Auf den Feldern arbeiteten sich Gerste und Sonnenblumen empor. Die Brache aber war sich selbst überlassen und reichte wie eine breite Straße bis fast an den Horizont. Überall wucherten Blumen von Feld und Wiesen. Es war ihm, als müsste er mit ihnen wuchern.
Im Keller fand er ein paar keimende unter vielen faule Kartoffeln. Die Plastiktüte trug noch den Preisaufkleber des Supermarkts. Was keimte, wollte er pflanzen. Ohne zu überlegen stieg er aus dem Keller. Im Schuppen fand er altes Gartengerät, darunter einen rostigen Spaten. Mit dem grub er in den zwei Stunden bis es dunkel wurde 25 Quadratmeter Erde um, gab im letzten Abendrot die vier Kartoffel in die Erde und schaute erfreut auf die erste Arbeit, die ihm seit Jahrzehnten wirklich Sinn zu machen schien.
Auf der Betonplattenpiste aus alten LPG – Zeiten sägte ein Moped vorbei. Dann hörte man nur noch die Geräusche der anbrechenden Nacht, den Wind und die Grillen. Fernab im Dorf bellten die angeketteten Hunde.