O bei nidi d’amore

In Erinnerung und in Dankbarkeit für die Menschen und die glückliche Zeit des Aufbruchs untern Dach im Haus Müllerstr. 32: O bei nidi d’amore, occhi a me sì cari, che di vostro favore non mi foste avari, or che privo son io di quel vostro sorriso, di quel mio Paradiso, senza più alcun desio vedo i giorni miei fuggire, e weiterlesen…

Aufräumen im Regal – Der Abschied von Radio 100

Am 1. März 1987 ging Radio 100 in Westberlin auf Sendung. Der erste private Sender der noch geteilten Stadt verstand sich als links-alternativ bis -radikal, war basisdemokratisch organisiert und chronisch unterfinanziert, sendete den Polizeifunk oder Klangexperimente, berichtete aus schwul-lesbischer Sicht und erfand den Fake neu. Ankündigung der Radio 100 Festivitäten im Columbiatheater. 30 Jahre seit dem Sendestart. Da auch ich weiterlesen…

Meine Musiklehrerin

Es riecht wie Klavierlack und polierter alter Duysen. „Es geht hurtig durch Fleiß. Geh Du Alter Esel hole Fische. Frische Brötchen essen Asse des Gesangsvereins“, sagte Irmgard Köhler meine Klavierlehrerin, eine bömische Gastwirtstochter, die mit mir J.S.Bach anstatt Peter Alexander machte, wie es mein Vater wollte, und ihn dann mit Mozarts ‚Rondo Alla Turca‘ rumbekommen hat, dass ich weiter Klassik weiterlesen…

Die Legende vom Unglauben – Folge VII

Living on earth Die Glocken, die den Doktor beschützten, bestanden im Wesentlichen aus einem Silizium-Aluminium-Titan-Polymer, und es waren Intuition, Phantasie und ein glücklicher Zufall nötig, damit aus seinem Eremitenhaushalt ein überlebenstüchtiges Habitat werden konnte. Die bekannte Zivilisation außerhalb der Städte hatte sich vor Jahrhunderten aufgelöst. Das Land war nicht mehr bestellt worden, weil durch die Auskreuzung patentierter Energiepflanzen genetisch nicht weiterlesen…

Die Legende vom Unglauben – Folge VI

Sämtliche noch verbliebenen nahrungsautarken Habitate mittlerer Größe, von den viel mächtigeren einst als Gemüsekolonien geschmäht, wurden innerhalb von 40 Jahren geplündert oder von Gletschermassen zerstört. Reelle Chancen diesem Wahnsinn zu entkommen hatten nur die in den großen süd- und zentraleuropäischen Wüsten gelegenen, schwer erreichbaren Kleinsthabitate, die vergessen worden waren, weil sie, einer schwer nachvollziehbaren inneren Regung folgend, im Laufe von 150 Jahren jeglichen Datenverkehr zu Großhabitaten eingestellt hatten. weiterlesen…

Die Legende vom Unglauben – Folge V

Die Erinnerung an eine Landschaft Karl der Graue betrat nach so langer Zeit wieder Terrain, dem er entflohen war. Er suchte nach Zeichen seiner Vergangenheit und fand sie. Eine Schaukel baumelte im Hof des Elternhauses von dem mächtigen Ast einer Platane. Ein alter Pflaumenbaum, hinter dem Hühnerstall trug schon kaum gebläute kleine Früchte. Sein Großonkel mochte ihn gepflanzt haben, denn weiterlesen…

Graumanns dringlichstes Vorhaben zur Zeit

Für Jürgen Rico, einen hübschen dürren jungen Mann, der seine Lehre als Bauschlosser gerade beendet hatte, lernte Graumann 1984 in einer Münchner Disco kennen. 1992, als er schon wieder in Berlin lebte und nach München fuhr, um einigen alten Freunden seine Aufwartung zu machen, begegnete Rico ihm in einem Café an der Freiheit. Er war stattlich geworden, kam auf Graumann weiterlesen…

Westberlin

Achtung: Diese Geschichte ist möglicherweise zu sentimental für Ihren Geschmack! Mein Freund Abrahamowsky ist, soweit ich das beurteilen kann, ein echtes Genie. Wahrscheinlich ist er sogar noch etwas genialer. Denn im Gegensatz zu Wittgenstein, baut er seine Sätze so klug, daß sich niemand genötigt fühlt sie mitzuschreiben. Und ganz anders, als der wirklich geniale John Gould, macht er sich keine weiterlesen…

Der Kaiser sagt dem InfoRadio die Zeit an…

…aber bitte vorproduziert, mailt der Kollege, nachdem er eigentlich schon gute Nacht gewünscht hatte. Es ist Weltmeisterschaft, und sie ist weit weg.  Public Viewing ist out, außer in der Anstalt, da ist ständig Public Viewing – über alle Kanäle, von allem alles, und ein bisschen gar nichts – über niemand. Also bitteschön: Wie immer kommen die besten Ideen? Wenn es weiterlesen…

WG-Klosettspülkasten um 1900 (1984)

Für Don Alphonso und Herold Binsack In seinem Innern beim Versuch einer Reperatur Endeckte ich den defekten Absperrziylinder. Da ich annahm, die Dichtung sei ersetzbar, Entferne ich das schmutzige grüne Ding, Begann sein Messingblech zu schruppen – Eine Meereslandschaft war hinein graviert. Grundelnde Fische und Krebsgetier unter grüner Patina. Unbeschreiblich war mein Glück vor diesem Handwerk. Fast hundert Jahre lang weiterlesen…

Können sie mit Fischbesteck essen?

Joachim ist mager und vermeint, die ihn anschauen, möchten sich gern schnell wieder umdrehen, als ob sie fürchteten, Joachim neige zur Epilepsie. Joachim verliert die Nerven bei der nächstbesten Gelegenheit. Gerade setzt er sich in Regensburg an einen Tisch im traditionsreichen Café Rösch, gleich gegenüber dem Hertie- Kaufhaus im Sechzigerjahrestil. Sofort fängt er an zu sinnieren, das macht ihn meistens weiterlesen…

Graumanns Kellererinnerungen

Ich werde die Nacht abwarten, wenn alles schläft und Abermillionen Geschichten durch die Luft geistern. Krähenträume, Maßlosigkeiten, enorme Korrekturen schwerwiegender unbedeutender Lebensläufe, die wahren Leben und die Leben der Toten, die noch in den Köpfen funken und ihr Recht wollen. Der Schlaf gibt allen Recht. Und die Träume verschaffen sich Einlass, als würde die Operndiva in einem erstklassigen aber überfüllten Restaurant um einen Platz bitten, an dem man sie ungestört ihre Malzeit einnehmen lässt. Man würde sie in der Mitte des Raumes platzieren und einen Paravent um sie herum aufbauen. Damit die zudringliche Masse sich die Speisenfolge der Diva nicht zusammenreimen kann, würde alles, was aufzutragen ist, in verschiedengroßen zierlich schwarz lackierten japanischen Schachteln transportiert. weiterlesen…

Graumanns Tagebucheintrag März 1999

Vor Beginn des Nato-Krieges – Im Westen nichts Neues Das junge Jahr aber wird nicht gut anfangen. Stündlich warte ich darauf, dass ich die Meldung vom Beginn des Krieges vorlesen muss. Einem Krieg, der mittelfristig noch mehr Krieg, Leid, Terror und Tod zur Folge haben wird, als wir wider alle eigene Erfahrung nicht klug gewordenen Deutschen, uns das jetzt überhaupt weiterlesen…

Die echte Alternative zur Beamtenstippe

Ich weiß noch, wie Mutti sagte: „Aber warum denn essen gehen, das kostet doch nur unnötig Geld.“ Nein, eigentlich sagte sie nicht „warum“, sondern „wozu“, in der Art der Kleinstädterin, deren Mutter noch eine havelländische Landpomeranze war. Mark Brandenburg, Streusandkammer. – Ihr kennt doch bestimmt solche kulinarischen Höhepunkte der Streusandküche wie Beamtenstippe: da ist immerhin Fleisch drin, und dann macht weiterlesen…

Kohl und Knacker und Kowalski

Um Ihnen einen kurzen, wirklich sehr unvollständigen  Eindruck davon zu vermitteln, worin sich diese Reminiszenz ergehen könnte, wird es am besten sein, Ihnen meine Nehringstraße so knapp und so präzise wie möglich zu schildern, zu dem Zeitpunkt, als ich, Jahrgang 1958, in der Nehring-Grundschule mein erstes Schuljahr durchlitt. Ich weiß, dass mir das nicht gelingen wird, denn, wie man mir weiterlesen…