Gestern erhielt ich folgende Mail von einem Kollegen:
Vor etwa 14 Tagen bin ich von der NRW Landesvertretung mit einem TAXI zum Haus der Demokratie und Menschenrechte in den Ostteil der Hauptstadt gefahren. Der Taxifahrer, ich glaube TÜRKE oder IRANER, sagte mir: „Erdogan ist verrückt“ der will Krieg. Wieso steht das nicht in der Zeitung?
Ich antwortete:
Heike Schrader schreibt in Athen, dass die griechische Polizei lieber die Faschisten unterstützt, als den Forderungen der Sozialproteste zuzuhören. (an allen Ecken und Enden und mittendrin in Europa die gleiche Tendenz) Alles, weil die Ohnmacht sich einen Ausweg sucht, und der heißt Nationalismus. Der grüne Neoliberale Cohn-Bendit und der Erzliberale Verhofstadt touren derweil völlig weltfremd für eine imperial gerüstete, ökologisch optimierte Großmacht Europa. Spinnen die?
Es stimmt, taumelnde Imperien wie die Vereinigten Staaten schlagen im Fallen gerne noch mal um sich. Vielleicht gibt es aber auch Volksaufstände oder Bürgerkrieg dort, wer will das vorhersagen?. In jedem Falle ist dieser europäische Superstaat, den die Herren C-B und V da propagieren, nicht zu ‚Schutz und Trutze‘ der Bevölkerung gedacht, wie sie durchscheinen lassen. Eric Hobsbawm hätte sicher einen trockenen Kommentar dafür.
Die portugiesische Regierung eiert ein wenig mit Steuererhöhung rum, um sich über Wasser zu halten. Und in Spanien lässt die Regierung schon auf Rentner und Schwangere dreschen, wie bisher nur auf Autonome und baskische Separatisten. Francos Liebling, den Bourbonen Juan Carlos, stört es jedenfalls nicht. Und dann droht Madrid dem autonomen katalanischen Parlament, im Falle eines Referendum unverhohlen damit, die Verfassung zu ändern, um das Referendum zum Verfassungsbruch erklären zu können.
Auch dazu hört man kein Wort vom Thron. Ich finde die Gelegenheit sehr günstig, erst einmal die Bourbonen und den verbliebenen habsburgischen Adel zum Teufel zu jagen. Überhaupt den Adel Europas. Wir haben ja in Europa noch nicht einmal die alte Feudalherrschaft verabschiedet. Und dann kommen die mit den Vereinigten Staaten von Kerneuropa, oder wie?
Kein Mensch hat Lust auf die undurchschaubaren riesenhaften Bürokratien ohne echte Mitgestaltungsrechte. Wenn nicht in den Nationalstaaten, um wie viel weniger auf die supranationale Monsterverwaltung eines europäischen Bundesstaates. Solange keine soziale Gerechtigkeit im System ist, sollen sie sich das mal schön abschminken. Jedenfalls nicht
zu den jetzigen Bedingungen, die maßgeblich von der deutschen Bourgeoisie diktiert werden. Gott sei Dank konkurrieren sie noch untereinander. Ich bin gar kein Vaterländer, aber ich will so ein Europa auch nicht. Ich fand schon Frontex und die Eingreiftruppe imperialistischen Schweinkram. Und die Furcht davor ist ja wohl begründet und berechtigt, weil so ein Europa die Ohnmacht der in ihm Unterworfenen und den Zerfall der mickernden Demokratien zementieren wird.Und unser Gewerkschaftsdachverband DGB, unsere Gewerkschaften überhaupt, pennen. Die einzigen Organisationen, die technisch und finanziell in der Lage wäre mit Hilfe der Organisierten eine Zeit lang massenhaft gegen die geplanten Schweinereien zu mobilisieren, pennen weltfremd auf dem, was sie für ihr eigenes Fettpolster halten, dabei ist es in Wahrheit die europäische Streikkasse. Aber in solchen Zusammenhängen denken die erst, wenn es zu spät ist.
Der Taxifahrer hatte Recht. Erdogan will Krieg, und die Zeitungen schreiben es nicht. Erdogan will aber noch mehr, nämlich Supermacht werden und ganz nebenbei die ‚Endlösung‘ der Kurdenfrage. Auch darüber wird schandhaft geschwiegen und diese Unterdrückung aus unserem Lande heraus schandhaft unterstützt.
Und es ist natürlich ein Mords-Geschäft für alle, wenn Arabien kontrolliert brennt und dann Wiederaufbauhilfe kriegt. Nur die Kontrolle ist ein Illusion. Für die BRICs jedenfalls, scheint es sich weder kurz- noch mittelfristig zu lohnen. Was nicht heißt, dass sie in den Frieden mehr investieren, als in den Verteidigungsfall. Aber sie haben auch allen Grund, skeptisch zu sein.
Hoffentlich gibt es keinen Bündnisfall, denn dann kommt der Krieg logistisch so stark von hier; und wir sind mehr denn je Teil des Krieges; und der Krieg kommt voraussichtlich zu uns zurück.