Vorwort zu einer Selbstreflexion

Wenn es jenseits von Herkunft und Zugehörigkeit, jenseits von traditioneller Familienstruktur und Kastenzugehörigkeit Freiheit geben soll, darf gerade der Begriff  „Nation“ keinerlei Bedeutungsmacht mehr haben, die die Herrschaft des Menschen über den Menschen und die belebte Natur rechtfertigen würde.

Die Nation und die angemaßten Rechte, die ihre freiheitsscheuen Lenker nur für sich selbst wollen, sind genauso überkommen, wie es die Nationalstaaten jetzt schon sind – leider ausschließlich auf Grund einer einzigen, weltweit geltenden, rein ökonomischen Prämisse, die freilich nur den Wahn einer so absonderlich legitimierten Vorherrschaft verlängern hilft, die unserm Streben nach Freiheit stets abträglich gewesen ist.

Profitdenken und niemals zu rechtfertigende Übervorteilung jener Menschen, denen wir wegen ihrer Rasse, ihrer Religion, ihrer Wertvorstellungen  die Bildung absprechen, oder einfach deshalb, weil sie eine solche Bildung nicht erlangen möchten, die ihnen von einer sogenannten Mehrheit aufgezwungen ist, die sie nicht selbst mitverantworten und von Herzen ablehnen.

Lasst uns die Ursachen dieses Diktats aufheben. Lasst uns  Profitdenken, Übervorteilung und den Zwang einer inhumanen mörderischen Unterdrückungsordnung endgültig beenden.

Darunter wird eine wahrhaftige Zivilisation zum Vorschein kommen, die diesen Namen wirklich verdienen wird, um sich zum ersten Mal der uns von Anbeginn innewohnenden Entwicklung unserer Selbsreflexionsfähigkeit würdig zu erweisen.

Und lasst uns dann eine Bildung des Herzens gestalten, damit sie vor allem eines bewerkstelligt: Die freie Entfaltung jedes Individuums gemäß seiner eigenen Vorstellungen in einer selbsgewählten Gemeinschaft.

Lasst uns endlich beginnen, ebenso  human zu zu handeln, wie wir zuweilen schon gedacht haben mögen, denn dies allein entspricht der Entwicklungstufe, die wir bereits erreicht haben, indem wir die Freiheit zu denken wagten.

"Vorwort zu einer Selbstreflexion" zitiert aus Ernstrobert Wolf:
"Kalenderblätter im Pluralis Maiestatis" Springfield(Oregon), 2002