Nur ein Bohnenbeet, sonst kracht’s

Ich will mir am Südhang ein Beet mit Bohnen anlegen.
Ich weiß, das Unkraut kommt schnell zwischen die Saat.

Trotzdem gehe ich morgen hin und grabe den ganzen Tag.
Sobald der Mond scheint, kehre ich in die Strohhütte zurück.

Ich habe nicht gegraben, um mir Besitz zu verschaffen,
Den ich nicht unabdingbar zum täglichen Leben brauche.

Die Schippe über der Schulter gehe ich deshalb aufrecht
Derweil auf dem Weg der Abendtau mein Gesicht benetzt.

Wenn ich schweißgebadet daher  käme, es störte mich nicht.
Also lasst mir ja meinen eigenen Willen, sonst kracht ’s.

Diese Art der Bescheidenheit kann mir niemand nehmen.
Sie ist Voraussetzung für ein einfaches Dasein in Würde.

Sollte einer nicht auf den Weg des gerechten Zorns geraten,
Solange Freiheit  zu den Besitztümern der Maßlosen zählt?

Umdichtung von Ernst Schwarz' Übertragung des Gedichts "Mein Bohnenbeet"
von Tao Yuanming, in "Pfirsichblütenquell" Insel - Bücherei Nr. 1091