
Who ist Larry?
Auch wenn nun die „üblichen Verdächtigen“ in Namibia den Kopf hinalten (für das Malheur auf dem Flughafen) und jetzt ein wichtiges Detail geklärt zu sein scheint, möchte ich nochmal auf meinen Lieblingsakteur Larry zu sprechen kommen:
Wenn Larry nur Christbaumschmuck verkaufen würde, hätte er wirklich Glück. So eine Werbekampagne kriegt man nicht alle Tage umsonst. Andererseits ist viel Öffentlichkeit seinen Geschäftsbeziehungen mit offiziellen Stellen sicherlich weniger dienlich, als ihm mit einem Jahresumdatz von 600.000 $ lieb sein kann. So erklären sich vielleicht auch die kleinen Ungereimtheiten in seinen Ausagen gegenüber dem ZDF (bzw. den Agenturen) und dem Spiegelkorrespondenten in den USA. Ich gehe selbsverständlich davon aus, dass sowohl das ZDF als auch der Spiegelmann in Amerika mit Larry telefoniert haben. Seine Nummer steht ja im Netz.
BILD: Larry Copello, Inhaber der Sicherheitsfirma, bestätigte den US-Ermittlungsbehörden, dass seine 80-jährige Großmutter die Attrappe zusammengebaut hat. Das berichtet das ZDF. Nach Angaben von Copello sei der Sprengsatz-Dummy vor vier bis fünf Jahren hergestellt und damals von seiner Oma verdrahtet worden.
Das hört sich ganz nach einer mangels Fakten stark gestreckten Agentur an. Das ZDF recherchiert, schickt ein Pressemeldung, die Agenturen tickern es, und BILD macht daraus eine Sensation – von wegen Oma bastelt Bombenatrappe. Der Spiegel will seine Agenturen mit eigenen Recherchen unterfüttern. Der Korri ruft Larry an und erfährt von der Schwiegermutter, die wir bisher noch gar nicht kannten. Das Larrys Firma ein Famielienunternehmen ist, hat BILD einfach aus dem Jahresumsatz und der Tatsache geschlossen, dass die arme Oma da noch mitmalochen muss. Vielleicht waren es aber auch schon die Agenturen, die das ZDF Marterial „ausgewertet“ haben.
SPIEGEL ONLINE: „Es war ein Übungsgerät, das wir vor etwa vier Jahren hergestellt haben“, sagte Larry Copello, der Inhaber des Unternehmens, SPIEGEL ONLINE. Er habe das FBI bereits am Donnerstag nachmittag (Ortszeit) darüber informiert.
Seine 80-jährige Schwiegermutter habe den Apparat damals selbst zusammengesetzt: „Sie hat ihn verdrahtet, verkabelt und zusammengebaut.“
Copello betreibt seine kleine Sicherheitsfirma, die nur drei Mitarbeiter hat und nach ihm benannt ist, nach eigenen Angaben bereits seit 1988.
Auch ich dachte bisher, es gäbe sie seit 1979. Klar, bei soviel medialem Interesse war Larry, der Mann ohne Webseite mit den drei Mitarbeitern, die Röntgenscanner und Christbaumschmuck vertreiben, ein bisschen durcheinander. Wenn es nirgendwo ein Bild von dem Freischaffenden gibt, sollte man vielleicht mal nachschauen, ob sein Gesicht nicht in irgendeiner Statistenkartei zu finden ist. Vielleicht sind da auch seine Schwiegermutter und seine Oma drin. Vielleicht ist auf dem Gelände von Larrys Firma aber auch noch ein Startup untergekommen- wer weiß.
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Natürlich muss so ein Dings echt aussehen, wenn es durchleuchtet wird. Warum sagt Larry nicht einfach, Grandma hat das Dings gebaut, gebastelt oder ganz allein zusammengelötet? Findet er das cool, dass Sicherheitstechnik, die gefertigt wird, um die Aufmerksamkeit der Flughafen Scurity im „Ernstfall“ zu testen, von seine Grandma gestrickt worden ist? Der Schelm. Vielleicht macht er sich über den ganzen Sicherheitkram lustig? Aber er verdient doch sein Geld mit den Atrappen. Also der US-Heimatschutz findet das bestimmt nicht lustig, das Larry so freimütig ist. Ich bin neugierig, wann es ein Bild von Larry gibt. Ich werde es ausdrucken und rahmen.
Nachtrag am 21. 11.
Correction: November 19, 2010
Using information supplied by a California company, an earlier version of this article misstated which worker at the company had assembled a device for testing airport security that had been found in Namibia. The worker was the mother-in-law of the owner of the company, not the grandmother.
Maker of Dummy Bombs Is Quiet About Business, NYT By LIZ ROBBINS, Published: November 19, 2010
Das noch zum Thema Abschreiben! Mittlerweile glaube ich, dass weder das ZDF noch SPIEGEL ONLINE mit Larry telefoniert haben.
Baron Wolfram von Charlottenburg zu Wilmersdorf