Im Glashaus zu singen (8)

(8) Die Essenz der schwarzen Tulpe

Simone rauchte derweil im zweiten Stock des Hauses in der Rue Didot eine ägyptische Zigarette, die stark nach Melonen roch. Sie lachte nackt und munter hinter einer ‚Liberation‘ aus den Achzigern, während die Bedienerin ihr errötend eine Tasse Kaffee servierte. Sie stellte das Silbertablett mit der verschnörkelten Tasse auf den Porzellanhocker neben der Badewanne, neben der Tasse nickte ein Wackeldackel lebensbejahend. Oder war es ein philosophisches Kopfschütteln?

„Mme Rubis,“ rief Simone die Bedienerin, „Juste le café, quel genre de totem me servez-vous?“

Dies brachte der Gatte, der Teure, frisch aus teutschem Land,
Goldenes Haar – Margarete, aschenes Haar – Sulamith,
Wo er nichts weiter als schwarzbraune Dackelchen fand,
Die Dosis Schlafmohn in der Zelle und eine Hand voll Dynamit.

„Erinnere mich bloß nicht daran“, murmelte Simone und stach mit der glimmenden Zigarette in den Wackeldackel. Wirklich im selben Augenblick in Buenos Aires schlug Alpah C. wieder und wieder mit der Hand gegen die gewölbte Stirn, als wäre er von einer Mücke überfallen worden.

In spukhafter Verschränkung schüttete Fritz Pleitgen im Berliner Glashaus Bio-Aprikosensaft in das Mischpult am Sporttisch, wo am Tag zuvor noch der bekannte Dopingexperte Rubbentrupp ebenfalls Sirup abgesondert hatte, freilich aus einem anderen Grund. Danach las FP Bingo Schnahles Mail, der darauf bestand, dass er es wirklich nicht gewesen sei, der auf Stelzen Paternoster fuhr; doch jetzt zu Wichtigerem.

Bert oder Ernie küsste im „Papa Deus“ eine Andere – mit Zunge und so – mit ihr, der schönen Helena, wollte er fortan durchs Leben tanzen, oder besser reiten, nicht mit Simone. Diese Helena überragte Dirk Nowitzki und sang erschütternd schön: „Welche Laute habe ich vernommen und wo hörte ich sie schon?“

Sie tanzt mit schwerem  Ohrgehänge, die schon Lüstern gleichkommen, dachte Alpha Centauri. Dabei ertrank er beinahe an seinem Speichel. Helena seufzte, als würde ein Pottwal nach Atem ringen. AC: ‚Wenn du in unbarmherziger Sonnenglut lässig über Landschaften dich ausstrecken würdest, wäre ich gern der kleine Schoßhund der im Schatten deiner Brüste ruhte, wie ein friedlicher Weiler am Fuße eines Berges.‘

‚Waffenlos bin ich in Feindes Hand‘, brüllten Bert und Ernie. Prompt fiel Helenas linker Lüster zu Boden. Ihr massiver Kopf, so schien es, konnte das Gewicht des rechten nicht mehr tragen. Ihr Schwanenhals bekam Giraffenlänge, ihre Augen aber wurden Leuchtturmscheinwerfer. Oh Schiff, wenn diesen Lichtern du folgst, wirst in den rettenden Hafen nimmer du tuckern! Mundl erhob seinen lächerlichen Zeigefinger und jammerte wie Auwehweh: „Ach, ich warf den sehnlichsten Blick auf die Bahnsteigkante, denn der Zug, der Zug nach Basel, fuhr eben ein. Früher wäre ich sicher beachtet worden von höchster Stelle!“