Im Glashaus zu singen (3)

(3) Delta Welle, völlig normal…

Mundl drehte sich nicht um. Das Vieh im Spiegel wurde plötzlich braun, wie ein stinknormaler Rentnerpudel aus den 70gern. Butz, dachte Mundl, oder doch eher Mensch. Die Töle knurrt gerade immer weniger überzeugend, wechselt von  staccáto winselnd zu einem sabberndes Hecheln, verschwindet endlich aus der Ansicht der Spiegelung und leckt unversehens am altem Hebammenkoffer, den Mundl für die Aufbewahrung seiner Hygieneartikel benutzte – traurig, ekelhaft, unerwünscht! Und als wäre dies Sabbern nicht genug, entweicht der Töle ein  Furz, der sich schnell ausbreitete und Mundl zu vergiften droht.

Da muss etwas geschehen: „Gestatten, Alpha Centauri“, stellte sich der Pudel artig vor, „ich habe ihnen einen Vorschlag zu unterbreiten, der ihnen, glaube ich, zusagen dürfte!“
Mundl sah sich um, ob es einen Zeugen für die Vorstellung gab, doch er und der Pudel waren allein. Und wo eben noch ein fauliger Geruch von Verwesung einen Fluchtreflex erzeugt haben mochte, umhüllte jetz ein schwerer Duft von Lotus und Oleander das ungleiche Paar im Gang. Und augenblicklich wechselte der Duft in eine Note aus Rosen, frischer Auster und Zitronenmelisse, grundiert von dem Verlangen sofort etwas Köstliches zu speisen, was auch ein Geruch ist…

Mundl lief das Wasser im Mund zusammen. Dann besann er sich, was schwierig ist wenn man Appetit auf Austern hat… narrte ein Wunder, ein WUUNDER seinen Verstand? Da gerade alles möglich schien, war Mundls  Erwägung ein simplen Austausch: Falscher Pudel, gegen echter Wackeldackel. Gedacht, getan: Eine Mittfünzigerin in Mitropa-Uniform quetschte sich vorbei. Mit beiden Händen umklammerte die Füllige ein  Bakelittablett, auf dem in vier Reihen hübsch platziert achtundzwanzig lebendige Dackellein im Taktelein wackelten. Wie achtundzwanzig kleine Metronomchen.

Die Szene war so realistisch, dass sich Mundl zufrieden gab.