Aber nichts vergessen, das ist noch wichtiger.
Ein Kollege aus dem Osten schreibt:
Höhler zu MERKEL: Mit den bundesrepublikanischen Werten gehe die Frau aus dem Osten lediglich situativ um, da ihr die westlichen Grundideen wegen ihrer DDR-Sozialisation fremd geblieben seien. Und die Bürger bekämen von dieser schleichenden Gefahr nicht einmal etwas mit.
Ich verstehe die Aufregung um Gertrud Höhlers Sommerhit „Die Patin“. Ich muss es nicht lesen, um zu wissen, was richtig und falsch darin ist, was Sensationsgehabe, was Abrechnung, was vielleicht berechtigte Kritik. Ich habe keine Lust mehr auf die Homestories aus dem Vorzimmern der dreckigen Politik. Weil es im ganzen eine dreiste Ablenkung ist, weiter nichts. Weil es ablenkt von dem, was anderswo (zum Beispiel auf den Nachdenkseiten täglich konkret und vor allem aus einer journalistischen Ethik heraus publiziert wird, die dem Gemeinwohl verpflichtet ist.
Gertrud Höhlers Buch kann diesen Anspruch nicht erfüllen, denn Gertrud Höhler wird nicht plötzlich sozial, also vom Saulus zum Paulus, weil sie eine Rechnung mit den konservativ bürgerlichen Kräften in der CDU nach Kohl begleicht. Blüm und Kohl und Töpfer und Süßmuth, der unvermeidliche Heiner Geißler und wie sie alle hießen und heißen, waren auch nicht besser oder schlechter als Frau Merkel. Eine Infamie ist es, sie mit der Ostkarte und auf dem antikommunistischen Ticket klein kriegen zu wollen -und wahsinnig komisch zugleich. Diese Leute haben alle kein Forum und keine Öffentlichkeit verdient. Am wenigsten Frau Höhler. Sie hat nix zu sagen, was wir nicht schon munkeln hörten oder wissenschaftlich untermauert von Freunden des neoliberalen Wirtschaftens von Bertelsmann bis INSM, alles Galgenvögel. Dass sie sich in den Medien und in ihren Publikationen zum Anwalt der Armen aufspielt, ist nur peinlich und widerlich.
Ich persönlich erinnere mich auch noch an illustere Zeitgenossen Adolf Hitlers, wie Alfred Dregger, Kurt Georg Kiesinger, Hans Globke, Gerhard Stoltenberg und nicht zu vergessen Franz Joseph Strauß – das ganze ach so vaterlandsliebende, konservative Geschirr im Schrank der Reaktion, im Küchenschrank des Nachfolgers vom s.g. Dritten Reich, im miefigen, piefigen Dunst der BRD – unter den Talaren…genauso stinkt es heute in diesem Deutschland, in dem Imperialismus und Chauvinismus, Kriegshetze und Rassismus in allen Qualitätsmedien bestens gedeihen.
Ich erinnere auch noch sehr gut, wie diese Damen und Herren von vorgestern Brands Ostpolitik, seinem Kniefall in Warschau und seine Annäherung an Erich Honeckers SED und den zweiten deutschen Staat ständig mit dem altbekannte Lied vom „Verrat am Vaterland“ bedachten. Diesen Scheiß, diesen Müll, dieses höhle Gewäsch, ich werde ihnen das – solange ich lebe- nicht vergessen. Genauso, wie ich es der SPD nicht vergessen werde, dass sie mit Schröder, Steinmeier, Steinbrück Clement und Müntefering sämtliche sozialen und sozialdemokratischen Werte unwiderruflich auf den Müll gekehrt hat.
Die CDU hatte nur ein einziges akzeptables Programm, und da stand drin, dass Sozialismus werden soll in Deutschland – ein Ausrutscher der katholischen Soziallehre, der ganz rasch ungeschehen gemacht werden konnte, mit KPD-Verbot, Wiederbewaffnung und dem Einsatz praktisch aller alten Nazis in Führungspositionen der Schlüsselministerien der jungen BRD, die aufzutreiben waren. Wir haben das Ergebnis davon heute auf der Tagesordnung. Ein sogenannter „Verfassungsschutz“, der von alten Nazi-Kadern in’s Leben gerufen und bewirtschaftet worden ist, was ist von dem anderes zu erwarten, als dass er die neuen Nazis schützt und protegiert?
Also nochmals zum Thema gezielte Verblödung respektive Ablenkung vom Wesntlichen, vom assozialen Getzgeber und seinen Auftraggebern, die den Hals nicht voll kriegen können, von der Taktik die Umverteilung von unten nach oben durch immer neue Sensation zu kaschieren. Bald ist es dann soweit, dass folgendes Szenario auch hierzulande Usus wird und gar nicht mehr bemerkt:
CNN hat vor einigen Wochen auf seiner Webseite eine ganzseitige Wodka-Werbung geschaltet und sorgt in den USA damit für eine Diskussion über die ethischen Grenzen eines Nachrichtensenders. Die Werbung überblendete die aktuelle Berichterstattung und vermittelte den Eindruck, dass die Nachrichten bei dem Sender eine zweitrangige Rolle spielen.
(Quelle: Pressetext)
Das könnte auch ganz „ehrlich sein, ein Hinweis mit dem Holzhammer: Besauft Euch lieber gleich, denn so dicke , wie es jetzt kommt, fällt uns nichts besseres ein, als dass ihr kollektiv zur Flasche greift. Das hat doch schon immer „geholfen“. Aber warum es nun ausgerechnet Wodka sein muss? Wie unanständig! „Macht kaputt, was euch kaputt macht.“ – ihr euch selbst. CNN könnte auch weltweit food riots und andere Aufstände organisieren helfen, macht CNN aber nicht. Das wird CNN nur machen, wenn euch Losern CNN gehört.
Es ist wirklich wahr. Gertrud Höhler hat Recht. Die Bürger bekommen von der schleichenden Gefahr gar nichts mit. Das sollen sie auch nicht, und das würde sie auch nur beim Nachdenken über die Ostvergangenheit ihrer Kanzlerin stören, stören, stören. Nennen Sie mir doch mal ganz konkret ein paar von den bundesrepublikanischen Werten, die Sie in die mittlere und ferne Zukunft mitnehmen möchten,….. , Ja also, mein nicht versteuertes Auslandsvermögen zum Beispiel? Also nein, Verzeihung, sie fragten ja nach republikanischen Werten, können wir das rausschneiden?…Aber mit Angela haben Sie natürlich vollkommen Recht, Fr. H. –
Ich weiß nur i.M. nicht, warum mich und die Leute, denen es sonst noch an den Kragen geht, diese Wohnzimmerdetails interessieren sollten? Ich muss mich schon sehr wundern über mich selbst als alter Westlinker und Westberliner, der den antifaschistischen Schutzwall auch nicht lieb hatte : zur Zeit finde ich viel spannender, was Erich Honnecker bei seinem Prozess vor dem Beliner Landgerichtin 1992 gesagt hat, als die bescheuerte Unterstellung, Angela Merkel verstehe nichts von BRD-Werten, weil sie in der DDR sozialisiert worden sei und in der FDJ eine Rolle bekleidete. Das ist bestimmt richtig oder auch nicht, nur wen soll es denn interessieren? Wenn’s im Ergebnis die Regierung zu Fall bringt, na schön – da kommt Freude auf.
Ja unsere westdeutschen Werte: welche sollen’s denn sein, bittschön, hätten’s gern noch 100g Grundwertchen am Stück, butterzart, soll ich’s ihnen vielleicht in a Zelophantütchen packen, damit es nicht so schnell schimmelt, a bisschen braune Soße passt übrigens immer gaaanz hervorragend dazu Frau H! Vorsicht, da is‘ a Panzer, gleich hinter Ihnen, ich glaub sie müssen a Stückerl beiseite treten, sonst kann der Herr Obergefreite net gscheit in die Menschenmenge feuern, die da für die Abschaffung der Todesstrafe demonstriert.
Total sollen der Sieg der Marktwirtschaft (wie man den Kapitalismus heute euphemistisch nennt) und die Niederlage des Sozialismus sein. Man will, wie es Hitler einst vor Stalingrad sagte, »daß dieser Feind sich nie mehr erheben wird«. Die deutschen Kapitalisten hatten eben immer schon einen Hang zum Totalen.
Dieses Ziel des Prozesses, den totgesagten Sozialismus noch einmal zu töten, offenbart, wie Herr Kohl, wie Regierung und Opposition der BRD die Lage einschätzen. Der Kapitalismus hat sich ökonomisch genauso totgesiegt, wie sich Hitler einst militärisch totgesiegt hat. Der Kapitalismus ist weltweit in eine ausweglose Lage geraten. Er hat nur noch die Wahl zwischen dem Untergang in einem ökologischen und sozialen Chaos und der Aufgabe des Privateigentums an Produktionsmitteln, d. h. dem Sozialismus. Beides bedeutet sein Ende. Nur der Sozialismus erscheint den Herrschenden der Bundesrepublik Deutschland offenbar als die akutere Gefahr.
Erich Honnecker bei seinem Prozess wegen der Mauertoten 1992 in Moabit, Quelle: Junge Welt
Am Ende, und ich hoffe ich erlebe es noch, dass wir Sozialismus haben, behält Erich doch noch Recht!