Ein Exempel statuieren – mit dem §130 StGB

Wie anders sollen wir – aus deutscher innenpolitischer Perspektive  – den Sachverhalt beschreiben, dass die bisher „geretteten“ Länder in der deutschen Medienöffentlichkeit als undankbare unverlässliche Schlamper dastehen, während der deutsche Michel sich für die Solidarität mit diesen Gesellen krumm buckelt? Die mittelbaren Wirkungen der bisherigen Europolitik seit Januar 2010 könnten wir insofern auch mit dem §130 StGB beschreiben: einer missbilligend in Kauf genommenen Volksverhetzung, die sich europaweit ausbreitet.

Hans Hütt in seinem Rhetorik-Blog

Zwei Ausschnitte aus Bertolt Brechts ‚Der Jasager und der Neinsager‘, welcher entspricht der historischen Haltung, den die deutsche Bourgeoisie den europäischen Nachbarn gegenüber jetzt eingeschlagen hat?

(aus ‚Der Jasager‘)

…Da nahmen die Freunde den Krug
Und beklagten die traurigen Wege der Welt
Und ihr bitteres Gesetz
Und warfen den Knaben hinab.
Fuß an Fuß standen sie zusammengedrängt
An dem Rande des Abgrunds
Und warfen ihn hinab mit geschlossenen Augen
Keiner schuldiger als sein Nachbar
Und warfen Erdklumpen
Und flache Steine
Hinterher.

(aus ‚Der Neinsager‘)

…und kein Gelächter und keine Schmähung
sollen uns abhalten, das Vernünftige zu tun, und
kein alter Brauch uns hindern, einen richtigen
Gedanken anzunehmen…
So nahmen die Freunde den Freund
Und begründeten einen neuen Brauch
Und ein neues Gesetz
Und brachten den Knaben zurück.
Seit an Seit gingen sie zusammengedrängt
Entgegen der Schmähung
Entgegen dem Gelächter, mit offenen Augen
keiner feiger als sein Nachbar.

Der deutsche Chauvinismus hat Hochkonjunktur. In BILD war nichts Anderes zu erwarten. Aber wo bleibt die öffentliche Gegenrede der bürgerlichen „Qualitätsmedien“, fragt zurecht Wolfgang Lieb auf den NachDenkSeiten ? Es ist offensichtlich. Die deutsche Bourgeoisie schlägt den altbekannten Weg des 20. Jahrhunderts ein: Chauvinistische Hetze gegen ihre europäischen Nachbarn. Dass dies durch den Generalsekretär der CSU Söder, in der BILD und vor Landtagswahlen geschieht, ist kein Grund es kleinzureden. Denn; so Wolfgang Liebs Konklusio:

Der von der Politik und großen Teilen der Medien geschürte Größenwahn der Deutschen kann – wie im vergangenen Jahrhundert – nur erneut in einer Katastrophe enden.

Auch die stellvertretende Vorsitzende der Partei Die Linke Sarah Wagenknecht, die zusammen mit Söder von BILD befragt wurde, konnte dem Chauvinismus kein überzeugendes Paroli bieten! Sie sollte überlegen, sich besser nicht mehr mit BILD einzulassen. Das Exempel, das Söder an ‚den Griechen‘ zu statuieren wünscht, sollten die wenigen verbliebenen Demokraten in der politischen Landschaft der BRD an ihm und BILD und unverantwortlichen Scharfmachern wie Sarrazin oder Broder statuieren – mit Hilfe des §130 StGB.

BILD: Sahra Wagenknecht und Markus Söder im Interview
Rhetorik-Blog: Die Geburt des europäischen Souveräns
NachDenkSeiten: Söder: „Wenn jemand an deinem Seil hängt..."