…aber bitte vorproduziert, mailt der Kollege, nachdem er eigentlich schon gute Nacht gewünscht hatte.
Es ist Weltmeisterschaft, und sie ist weit weg. Public Viewing ist out, außer in der Anstalt, da ist ständig Public Viewing – über alle Kanäle, von allem alles, und ein bisschen gar nichts – über niemand. Also bitteschön: Wie immer kommen die besten Ideen? Wenn es endlich mal still ist, also wenn im Großraumbüro alle die Fresse halten. Das ist nur der Fall, wenn niemand da ist – also nur nachts. ARI GOSCH ließt die Nachrichten und drückt die entscheidenden Knöpfe, und das Programm reproduziert sich fast von selbst, wenn es keine Softwarefehler gibt, bis die nächste Schicht anfängt. Wenn Sie nun aber denken, dass in der Nacht nichts passiert im InfoRadio, sind Sie aber schief gewickelt. Gilt mein Treueeid noch?
Nein. Gilt nicht mehr, ist abgelaufen – passée-passant – Dann erzählen Sie doch mal von der Leber weg!
Ich sitze auf dem Balkon mit dem Gerüst davor, wo morgen die Fassadenarbeiter den Putz abschlagen, und kann nicht schlafen. Ich habe eine Kerze auf die Gerüstbretter gestellt und sehe in die Sterne hinauf, die trotz der Kerze noch den Eindruck von diesem tröstlichen Firmament abstrahlen. Sagt man das noch, Firmament? Es ist ja falsch, aber es ist richtig! Und natürlich habe ich in der letzten „Graumanns“ gelogen, weil ich billigen Wein trinke, anstatt gar keinen. Und das alles hat nur marginal mit dem ö. r. HF. zu tun. Es ist weit weg und stinkt noch ein bisschen – wie die Klimaanlage im Pavillon.
Es gab auch damals schon keine Substanz mehr im Hörfunk, als das InfoRadio anfing.
Der Herr A. und ich , eigentlich eher ich, hatten in der Gründungszeit des InfoRadio die Idee, Heiner Müller den blöden Werbeslogan aufsagen zu lassen, wenn wir ihn schon nicht verhindern können: „Wir machen Nachrichten interessant.“ H. M. war schon sehr krank und ließ durch die Intendanzsekretärin mitteilen, dass man Nachrichten nicht interessant „machen“ könne, und dass er befürchte, man werde in unserem Sender das Wort “ über Gebühr inflationieren“. Den gleichen Eindruck hatte auch ein sehr fähiger „bürgerlicher“ Kollege, er moderierte die zweite Magazinsendung „Morgengrauen“ vom damals schon abgeschalteten Radio 100. Nach dem Vorstellungsgespräch bei InfoRadio hatte er sich lächelnd abgewandt und beschloss, sein Jurastudium endlich zu beenden.
„Über Gebühr inflationiertes Wort“, das hat Heiner Müller dem InfoRadio damals übermitteln lassen, genau so. Und nichts ließe sich heute dieser Aussage hinzufügen. Deshalb müsste er leider heute immer noch passen.
Insofern gebt dem Kaiser doch jetzt, was des Kaisers ist… wie auf dem BILD Plakat, wo eine Kinderschrift zu sehen ist, die vielleicht die des Kaisers ist: „Vergesst, was sie schreiben, geht’s raus und spielt Fussball!“ Das hat er schön gesagt!!!
Es ist 2 Uhr, 37 Minuten,—- und 46 Sekunden, Biep.
Biep kann durch „Deutschland“ ersetzt werden, das allerdings einsilbig wie „Biep“ ausgesprochen werden müsste. Ordnung muss sein. Am besten bekommt mann das als Sprechernutte hin, wenn mann die Vokale weglässt, wie beim Wetterbericht, wenn man sagen muss : “ Dauerregen gibt es bis November in der Niederlausitz….“ Also: Ndrlstz….
Beim nächsten Ton ist es: 2 Uhr, 40 Minuten, – und 20 Sekunden, – Dtschlnd (Biep). Und nun das Wetter: In der Ndrlstz… Et cetera. Das müssen wir aber noch mal üben, Herr Beckenbauer.
Ich könnte mich dann demnächst folgendermaßen vorstellen: Guten Tag, ich bin der Sprechercoach von Franz Beckenbauer, sie kennen doch den Kaiser? Ich war früher die Sprechernutte im Großraum Berlin, sehr erfreut Ihre Bekanntschaft zu machen. Danke, das wäre aber nicht nötig gewesen. Ja, ich finde meine Stimme auch ganz .. ganz ….nun ja. Aber bis ich mir diese Nummer zutraue, wird er wahrscheinlich das Zeitliche gesegnet haben, unser Kaiser. Aaaach das Selbstbewusstsein….hat keine Bedeutung.
Sport frei!
Bitte unbedingt Fehler zählen lassen, Frau B.!