Der Apparatur sich darstellen…

„Das reproduzierte Kunstwerk wird in immer steigendem Maße die Reproduktion eines auf Reproduzierbarkeit angelegten Kunstwerks…..Dem Film kommt es viel weniger darauf an, daß der Darsteller dem Publikum einen anderen, als daß er der Apparatur sich selbst darstellt.“

Walter Benjamin, „Das Kunstwerk im Zeitalter seiner technischen Reproduzierbarkeit“, Dritte Fassung, Quelle:  wikisource

Wem gehören die Produktionsmittel?

Gegen die Fülle individueller Ausdrucksmöglichkeiten ist kein Kraut gewachsen. Kunst mit Hilfe der jeweils aktuellen technischen Werkzeuge zu produzieren scheint ganz einfach zu sein. Gewachsen ist die Möglichkeit das Kunstwerk zu reproduzieren und im Massenmaßstab an jedem Ort ohne zeitliche Linitierung zu rezipieren. Das steigert seine kommerzielle Verwertbarkeit und nimmt ihm einen Teil seiner oft postulierten Einzigartikeit, die dem Tauschwert des Werkes inhärent scheint. Der in der bürgerlichen Kunstrezeption bis in das 20. Jahrhundert teilweise bis heute gepflegte Kunstbegriff mit seiner Imagination von Einzigartigkeit und Schöpfertum wird damit als Konzept obsolet.

Trotzdem wird von daher immer noch die ganze Kunstproduktion gedacht. Dem „Künstlertum“ hält Walter Benjamin das Antidot der Sozialisten entgegen, Hanns Eisler fordert den holde Blick des Künstlers abzuschaffen und Brecht ruft uns zu: „Glotzt nicht so romantisch!“.

Es stellen sich bei den scheinbar frei zugänglichen Produktions- und Projektionsmitteln alles entscheidende Fragen: 1. Was ist verfügbar und zu welchem Preis? 2. Wem gehören die Produktionsmittel? Wem gehören Pinsel, Mikrofon. Kamera, Leinwand, Projektionsfläche, Radiowelle, Sendemast und Internet?

Die Technologie, auf deren Grundlage Konsumenten-Anwendungen dienstbar werden, ist für die Masse kaum reproduzierbar, sie gehört den Technologiekonzernen. Massencharakter, Konkurrenz und Kommerzialisierung haben den kreativen Prozess vereinnahmt und qualitativ umgekrempelt. Verwertbarkeitszwang ist für die Kunstproduktion längst innerer Leitfaden geworden. Ausbildungsstätten für Musik, bildende oder darstellende Kunst, das journalistische und publizistische Gewerbe fordern den Habitus der Selbstvermarktung. Doch je mehr sich beteiligen, desto härter wird der Kampf um den Platz in der Massenrezeption.

Auf solche Zusammenhänge sollte achten, wer journalistische und künstlerische Produktion nutzbar macht!