Sie sollten das Gedicht vielleicht nochmal lesen, bevor sie den Autor verdächtigen, ein Idiot zu sein.
Mein Deutschlehrer Gerhard Melzer zu mir, als ich einmal versuchte, Unkenntnis durch Geschwafel zu übertünchen.
Es ist ein paar Tage her, da hörte ich von Renée Zucker im Inforadio von der schönen Facebook-Kampagne eines Israelis. Ich nenne das ab jetzt auch einen ‚Shitstorm der Liebe‘ indirekt auch an die Adresse der israelischen Regierung, wegen ihres Vorhabens, Iran zu bekriegen. Aus Frust über die ständigen Kriegsdrohungen und angesichts der realen Gefahr eines Präventivkrieges gegen Iran für israelische Wehrpflichtige wie israelische Zivilisten, den seine Regierung trotz der Warnungen anerkannter Freunde Israels offensichtlich billigend in Kauf nimmt, startete der Familienvater Ronny Edry seine private diplomatische Offensive. Sie gipfelt in der unmissverständlichen Aussage:
An die iranischen Menschen. An alle Väter, Mütter, Kinder, Brüder, Schwestern. Bevor es einen Krieg zwischen uns gibt, müssen wir zuerst Angst voreinander haben, wir müssen uns hassen. Aber ich habe keine Angst vor euch, ich hasse euch nicht. Ich kenne euch ja noch nicht mal. Kein Iraner hat mir jemals etwas Böses getan.
Innerhalb von wenigen Stunden gab es Antworten auf die Facebook-Kampagne: „Israel loves Iran“, erzählt Renée Zucker weiter. Überwältigend viele. Aus dem Iran. Dort teilten Hunderte und Tausenden gefiel es. So viele, dass Ha’aretz berichtete.
Recht so! Warum sollen wir, wenn es zu spät ist, über den ‚kleinen Frieden im großen Krieg‘ Tränen der Rührung vergießen, anstatt die Kriege, die wir nicht wollen, ein für allemal abzublasen? Kriege sind ohne Heimatfront unführbar, es sei denn man führt sie auf lange Sicht nur noch ferngesteuert mit Drohnen, minimiert so die eigenen Verluste, spricht von ‚kurzen Spaziergängen‘ und spuckt auf das eigene Volk, das, wie man genau weiß, den Krieg asymmetrisch zurückbekommt, den die eigene Regierung nach den alten Regeln der Kriegskunst symmetrisch ausgeteilt hat. Man sollte es vielleicht nochmal sagen, auch wenn es jeder, selbst der Idiot Broder unbewusst weiß: Ihr seid euren Krieg führenden Regierungen scheißegal.
Verflucht. Leider entscheiden wieder nicht der Graphiker Ronny Edry und seine Familie oder der israelische Friedensaktivist Uri Avnery darüber, ob es einen völkerrechtswidrigen Präventivkrieg gegen Iran gibt, in den die Amerikaner noch vor den Wahlen hineingezogen würden, denn das ist das Kalkül, das hinter den Kriegsplänen der israelischen Regierung vorscheint, leider kann dieser Wahnsinn nur von echten Freunden Israels verhindert werden. Sind die Regierungen der USA und Deutschlands gerade echte Freunde oder Freunde wie Broder und Brumlik, für die sich jeder bedankt, der einen Funken Verstand hat?
Günter Grass hat selbstverständlich recht, wenn er die Lieferungen von Kriegswaffen an Israel – konkret eines deutschen U-Bootes, nicht nur für dumm, sondern für verheerend hält. Feind Israels ist in einer solchen Lage, wer eine derartige Lieferung befürwortet. Antisemiten in die Hände spielt jener, der seine Regierung nicht auffordert, den Krieg gegen Iran zu unterlassen oder den Kriegswaffenexport in diese Region, wo Menschen! leben -oder wie der olle Grass es nennt in einer „vom Wahn okkupierten Region“ wo Menschen „dicht bei dicht verfeindet leben.“ Hier irrt Grass. Sie lassen sich vielleicht mit den üblichen billigen Tricks zu Feinden machen, aber nicht alle, nicht alle!
Und dennoch: Seid ihr denn wahnsinnig auf den greisen Grass einzudreschen, Broder und Brumlik usw., hört doch ausnahmsweise mal zu, anstatt zu blöken. Hört auf Ronny Edry oder Uri Avnery, der nach den Morden an jüdischen Schülern in Frankreich folgendes schreibt:
In letzter Zeit hat Benjamin Netanjahu in jeder Rede, die er hält und in der er zu einem Angriff des Iran aufruft, den Holocaust erwähnt. Er prophezeit einen zweiten Holocaust, wenn nicht Irans Atomanlagen in tausend Stücke zerschlagen werden. Dies wird innerhalb Israels als zynische Ausbeutung des Holocaust kritisiert, aber in der Stimmung, die durch die Gräueltat in Toulouse geschaffen wurde, ist diese Kritik zum Schweigen gekommen. ….. Ben Gurion war kaum zu bändigen, den amerikanisch jüdischen Zionisten zu sagen, was er von ihnen hielt. Er verachtete sie zu tiefst. Ein Zionist – so glaubte er – hat nichts anderes zu tun, als in Zion zu sein. Wenn er Benjamin Netanjahu gelauscht hätte, wie er bei der AIPAC (American Israel Public Affairs Committee) -Konferenz den Tausenden jüdischer „Führer“ geschmeichelt hat, dann wäre ihm schlecht geworden. Und man kann es verstehen, weil diese Juden, die klatschten und wie Verrückte von ihren Sitzen auf und absprangen und Netanjahu anstachelten, einen verheerenden Krieg gegen den Iran zu beginnen, in ihre gemütlichen Heime und zu ihren lukrativen Beschäftigungen in Amerika zurückgingen.
Ihre englisch sprechenden Kinder besuchen Colleges und träumen von zukünftigen Reichtümern, während ihre Altersgenossen in Israel zur Armee gehen und sich Sorgen darüber machen, was mit ihren wehrlosen Familien geschieht, wenn der versprochene Krieg mit dem Iran Wirklichkeit würde. Dabei soll einem nicht schlecht werden?
Darum geht es, Broder und Brumlik. Rony Edry und Uri Avnery machen es vor. Peace, Frieden, Druschba Shalom, Salam! Vielleicht gehe ich auch wieder zu Facebook, wenn Diaspora nicht endlich richtig funktioniert.
"Was gesagt werden muss" - das Gedicht im Wortlaut "Das Ghetto im Inneren" - von Uri Avnery Eine Antwort aus der Friedensbewegung an Günter Grass