Die echte Alternative zur Beamtenstippe

Ich weiß noch, wie Mutti sagte: „Aber warum denn essen gehen, das kostet doch nur unnötig Geld.“ Nein, eigentlich sagte sie nicht „warum“, sondern „wozu“, in der Art der Kleinstädterin, deren Mutter noch eine havelländische Landpomeranze war. Mark Brandenburg, Streusandkammer. – Ihr kennt doch bestimmt solche kulinarischen Höhepunkte der Streusandküche wie Beamtenstippe: da ist immerhin Fleisch drin, und dann macht Weiterlesen …

Kohl und Knacker und Kowalski

Um Ihnen einen kurzen, wirklich sehr unvollständigen  Eindruck davon zu vermitteln, worin sich diese Reminiszenz ergehen könnte, wird es am besten sein, Ihnen meine Nehringstraße so knapp und so präzise wie möglich zu schildern, zu dem Zeitpunkt, als ich, Jahrgang 1958, in der Nehring-Grundschule mein erstes Schuljahr durchlitt. Ich weiß, dass mir das nicht gelingen wird, denn, wie man mir Weiterlesen …

Diederich Heßlings außereheliche Enkel (1)

Gebet des Urenkels Rigido Mieserverliererbitsch Mackerwesterwilli Demütigt mich, demütigt mich, los, strenger! Ich sage euch dann auch geeh-her-her-ne die Prawda [Правда], Euch Haydnpack. Schlagt mich, schlagt mich noch doller! Ich möcht‘ gern der Ordoliberame-messias, Euer neoliberaler Eiapopaia-Heiland sein. Kreuziget mich, kreuzigt mich,  schneller, ach schneller! Ich bin doch kein Müllermannwilli, ehrlisch, echt. Demütigt, schlagt, kreuzigt doch wählt mich mä-hä-hä-här… Ich Weiterlesen …

Traum-Splitter 3

1. Ich kaufe eine geräucherte Makrele beim Ragacki. Die Verkäuferin wickelt sie in ein Stück Zeitungspapier und flüstert: „Hier, stecken sie ein und verschwinden sie, schnell raus.“ Ich frage: „Haben sie nicht mehr dieses schöne alte Butterbrotpapier und die Plastiktüten mit dem Rogacki-Fisch drauf?“ Zuhause packe ich die Räuchermakrele aus. Es ist aber eine kleine Beretta und ich habe immer  Weiterlesen …

Traum-Splitter 2

1. Explosionskatapult in den tiefblauen  Himmel aus dem alten Leben. Grün schillernde Fliegen. Sumpf, Feier für Reiche und falsche Leute, Entscheidung –  Schwimmen in Klamotten, dann Waten wie der Reiher.  Köpfchen senken. Endlich an Land. 2. Rutschen die Kohlehalde hinunter, am Bergsteigerseil Hinab-Klettern an der Wohnpagode der Fremden, in der sich auf neun niedrigen, in einander verschachtelten Stockwerken ein Freudenhaus Weiterlesen …

Traum-Splitter 1

„In dem Kinderwagen der Firma Naether/Zeitz aus den 20gern sind vermutlch sieben Söhne von drei Müttern spazieren gefahren worden.“  Ei, wie putzig, ach wie niedlich, mach schön dein Bäuerchen. Sie grinsten breit, wurden gefüttert,verhätschelt, gewickelt usw. „Sechs von Ihnen starben den Heldentod fürs Vaterland.,“ erklärte der Geschäftsführer der <Stiftung Kriegerdenkmal> dem Presseoffizier der Bundeswehr, der zuvor drei Jahre Afghanistan absolviert Weiterlesen …

Graumanns Gespür für Feuer

Belgrad liegt auf der anderen Straßenseite „Hergottle“, rutschte es dem in Böblingen aufgewachsenen stattlichen Mann heraus. Er maß einsdreiundachtzig, war sportlich und schlank. Doch das konnte man nicht genau entscheiden, wenn man ihn so sah, wie er eingepackt in die Einzelteile seiner farblich schlecht abgestimmten Winterfunktionskleidung, einen Berliner Gehsteig vom Schnee befreite. Sein Haar war voll, und an einigen Stelle Weiterlesen …

Der Sendermann

Ein Text für die Berliner Band Populäre Mechanik Monochrom und Volksfoto aber nicht x nicht x tausendmal sondern oh oh ohriginale Kunst T T T T (Kaufhausansage) 72, 75 bitte. Wir werden mit Sendern gefoltert BND und CIA sind dabei. Komplett aus der Welt – aus eurer vielleicht! (Chor gesungen) Es ist peinlich, es ist peinlich, peinlich peinlich, ein Verrückter! Weiterlesen …

Graumanns Interview

AQ!: Herr G., Sie haben einmal geschrieben:“Ich bin viele, einer gräbt immer das Kriegsbeil aus.“ Waren sie schon mal grundlos unmotiviert? Graumann: Nein, an sich nicht. Aber es fällt mir schwer, anzufangen, und nach einer Weile sehne ich mich regelmäßig danach, rasch zum Schluss zu finden – vielmehr: mir ist schon klar, wie es weitergeht und enden muss, und das Weiterlesen …

In The City

Für Ralph Dahinten irgendwo liegt die Stadt In künstliches Licht getaucht, schnaufend. Tausende und abertausende ungelebte Träume Schneiden ihre schlechte Luft entzwei. Und das Geräusch, das die Betriebsamen nähren, Verhallt nicht bei Tag, nicht bei Nacht. Ein Lichtermeer, eine Flut von Geräuschen – Die Stadt frisst sie wie der Varan. Schon lebloses Fleisch zuckt im Takt Um ein Ziel mit Weiterlesen …

Chemo 2000

Wäre es also möglich auf dem Umweg über die Naturwissenschaften, genauer, über deren letztliche Erkenntnis, dass sie nur noch zu philosophieren haben, wo sie zur Erkenntnis gelangten, wäre es also durch sie möglich, zu jener ruhigen, ausgeglichenen, ruhenden Geborgenheit zurückzufinden, die wir  seit der Abschaffung der Heilsreligionen als Grundlage für unser Weltbild so schmerzlich vermissen? Aber was heißt da – Weiterlesen …

Die beschwerliche Reise des Cremeschnittchens Egon in den siebenten Himmel der Kuchen

Für A. B. in Liebe Wahrscheinlich wisst ihr noch nichts vom siebenten Himmel der Kuchen. Das ist auch nicht weiter verwunderlich, denn die Kuchenbäcker halten die Geschichte, die einer von ihnen im Traum erfuhr bis, jetzt streng geheim. Eigentlich darf sie nur besonders begabten Kuchenbäckern weitererzählt werden. Zunächst einmal muss ich vorausschicken, dass jeder Kuchen, wenn er gegessen worden ist, Weiterlesen …

Zum Jahreswechsel

für Annnabel (1951 – 1997) In all den Nächten, als wir maßlos unserer Körper Kräfte zehrten, In jeder Nacht, wann wachend wir uns nach Erklärung sehnten – Noch auf den bunten Pfaden, die vorbei am Leben führten, In all den Jahren, die wir uns zu eng gedrängt – Erhaben scheinbar über alle Zweifel, die wir am Sinn des Spiels gehegt, Weiterlesen …

Graumanns kleine Rempelei

Händel, Concerti Grossi, op.3 Nr. 1, 2. Satz, Largo So ein milder November ließ nichts Gutes ahnen. Draußen wurden die Tische vor den Cafes wieder aufgestellt, ein Segen für die Raucher. Die blaublühende Hortensie auf dem Hof hatte ihr Laub vor drei Wochen fallen lassen und fing an auszutreiben. Alles war eben durcheinander. Grauann wurde getrieben von der Vorstellung, dass Weiterlesen …

„Mehr Demokratie wagen“ (Willy Brandt)

Wer aber die Kosten für den Erhalt der Demokratie jetzt in Frage stellt oder polemisiert, ist demnach ein Brandstifter. Wer sich einen Dreck um die Bildungschancengleichheit für alle Bürgerinnen und Bürger schert, ist ein Brandstifter. Wer Schulden aufnimmt, die kommende Generationen absehbar nicht schultern können, um damit die kurzfristige Gier von Realwertvernichtern zu befriedigen, ist ein Brandstifter. Wer die ohnehin spärlichen Mittel zur Reperatur, Instandhaltung und Weiterentwicklung der maroden demokratischen Grundlagen nicht grundsätzlich auf der Habenseite denkt, oder auch nur den Rotstift spitzt mit dem Hinweis auf die Nützlichkeit produktiver und die Nutzlosigkeit weniger produktiver Menschen in unseren Gesellschaften, ist ein Brandstifter, ein Wegbereiter von Zwang und Gewalt und der Totengräber der Demokratie. Weiterlesen …