Zu Wasser und in der Luft…

Ich gerate seit geraumer Zeit immer wieder an Bundeswehroffiziere – sehr seltsam – von der Luftwaffe. In meinem Haus wohnte bis vor kurzem ein zuvorkommender Presseoffizier. Er zog mit Frau ein. Jetzt wohnt sie allein in der großen teuren Dachgeschosswohnung. Sie haben sich getrennt, behauptet der Haustratsch. Wenn der Russe kommt, wird er das Dachgeschoss höchstens aus Versehen bombardieren. Es sei denn, die Dame hat einen viel prominenteren Posten in der Landesverteidigung was auch der Russe wissen könnte. Wenn das jetzt durch Zufall stimmt, bin ich in Schwierigkeiten.

In Köthen, wohin mich die allmonatliche Rentabilitätsberechnung wegen meines Deutschlandtickets und meine Reiselust verschlagen hatten, setze ich mich nach einem langen Stadtrundgang am Markt aus Mitleid nichts ahnend zu einem leidvoll dreinschauenden Mann, mit dem ich zuvor drei höfliche Worte gewechselt hatte. Nichts desto trotz zerquetschte er bei der Verabschiedung dann fast meine Hand. Das althergebrachte höfliche Handgeben ziehe ich dennoch neueren Kontaktritualen entschieden vor. Es ist genauer und aussagekräftiger, eben ein wenig handfester als formelle Bekundungen anderer Körperteile – mit Ausnahme der Verabschiedung durch Tritt in den Allerwertesten.

Beim anschließenden Verzehr eines alkoholfreien Biers und eines Salats, die ich geordert hatte, um der dräuenden Peinlichkeit zuvor zu kommen, erzählt mir der Mann, der in seinen Plastesessel gesunken ist, er sei bei der Luftwaffe gewesen und hätte sich frühpensionieren lassen. Allerlei Unbill hätte ihn zu diesem Schritt veranlasst. Andeutungsweise erfahre ich, dass er sich offenbar mit seiner Dienstherrin, seinen Kollegen, Gott und der Welt einschließlich größerer Teile seine Familie entvielfacht habe. Vielleicht ja auch alles Quark, geht es mir durch den Kopf – aber warum sollte mir, einem Wildfremden, jemand persönliche Umstände so und nicht anders oder ggf. gar nicht andeuten? Ohnehin umschiffe (oder sollte ich besser sagen umfliege) ich nonchalant die Startbahn zu weiteren Offenbarungen.

Viel Salat ist noch auf meinem Teller und einige welke Blätter darunter. Gott sei Dank ohne süßliches Allerweltsdressing. Nur Essig und Öl hatte ich beim Restaurantleiter erbeten. Nun, welk bleibt welk – lass ich mir eben kurz die Grüßgotthand quetschen.